Trauer ohne Emotionen und Gefühle, geht das?

Eine Sammlung von farbenfrohen, illustrierten Karten mit verschiedenen Motiven - Tiere, Herzen, Anker, Marienkäfer und deutscher Text - auf einem dunkelblauen Stoffhintergrund, perfekt zum Versenden von Abschiedswünschen in der Ostschweiz.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Stell Dir vor, Du stehst am Rand eines Meeres. Deine Füsse sinken in den Sand, während die Wellen an deine Beine schlagen. Manchmal sind sie ruhig und friedlich, manchmal sind sie wild und unberechenbar. So ähnlich ist es auch mit Deinen Emotionen. Sie sind wie diese Wellen, die Dich überfluten und wieder zurückziehen; mal auf eine sanfte, mal auf eine überwältigende Weise berühren. Emotionen und Gefühle gehören zu unserem Leben. Sie sind es, die uns miteinander verbinden. Besonders in Zeiten des Verlustes erlebst Du diese unterschiedlichen Wellen aus Trauer, Wut, Liebe und auch Freude. Doch wie kannst Du mit diesen Emotionen umgehen? Ist es erlaubt, in der Trauer auch zu lachen? Und wie kannst Du Deine Gefühle zeigen, ohne Dich dabei zu verstecken? Lass uns gemeinsam auf diese Reise gehen, um das Geheimnis der Emotionen zu entschlüsseln und zu entdecken, wie Du Heilung inmitten des Sturms finden kannst.

Was sind Emotionen? Und was sind Gefühle?

Die Bedeutung von Emotionen ist laut Duden: «psychische Erregung, Gemütsbewegung; Gefühl, Gefühlsregung»[1]. Also sind Emotionen Gefühle und Gefühle sind Emotionen?
Wir erleben unsere Emotionen als Gefühle und drücken sie in der Regel sprachlich aus. Manchmal fehlen uns aber die richtigen Worte. Dann drücken wir unsere Emotionen in Form von Gestik und Mimik aus, benutzen Metaphern oder die Kunst, um unsere Emotionen mitzuteilen[2].
«Auf Gefühle stoßen wir immer dann, wenn wir fragen, ob und wie ein Ereignis, eine Vorstellung oder eine Erinnerung eine Person berührt»[3]. Das heisst, wenn eine geliebte Person stirbt, berührt uns dieses Ereignis – wir sind traurig, vielleicht auch unsicher, aufgeregt, einsam, wütend, … Diese und noch mehr Emotionen drücken den Verlust in Form von Gefühlen aus.


[1] Quelle: https://www.duden.de/rechtschreibung/Emotion, Stand: 15.09.2025

[2] Quelle: Hans-Otto Karnath, P. Thier (Hrsg.), Kognitive Neurowissenschaften; Kapitel 56: Alfons O. Hamm, Psychologie der Emotionen; DOI 10.1007/978-3-642-25527-4_56, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012

[3] Quelle: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/gefuehl/5592, Stand 15.09.2025

Welche Emotionen und Gefühle gibt es in der Trauer?

Traurigkeit, Unsicherheit, Liebe, Scham, Albernheit, Einsamkeit, Freude, Dankbarkeit, Wut, glücklich sein, Neid, Aufregung, Müdigkeit, bedrückt sein – das ist eine Auswahl an Gefühlen, die uns in der Trauer begegnen können. Jedes dieser Gefühle kann unterschiedlich schwach oder stark zur Geltung kommen und manchmal kommen verschiedene Gefühle auch zusammen. Wie die Wellen im Wasser können die unterschiedlichen Gefühle und Emotionen beschrieben werden, als sogenannte Trauerwellen. Sie wirbeln uns durcheinander, umspielen uns ganz sacht oder umspülen uns so stark, als würden sie uns ertrinken lassen wollen. Alle Gefühle sind wichtig und erlaubt.

Warum bin ich so traurig, wenn jemand stirbt oder wenn ich von einem geliebten Menschen Abschied nehmen muss?

Wenn ein geliebter Mensch stirbt und Du von ihm Abschied nehmen musst, löst das in Dir Emotionen aus. Der Tod und Verlust treffen Dich sozusagen, mitten ins Herz und Du bist primär traurig. Du warst dem Verstorbenen nahe und verbunden, Du hast ihn geliebt. Diese Verbundenheit oder auch emotionale Bindung genannt, löst die Traurigkeit aus – Du trauerst.

Darf ich in meiner Trauer lachen und glücklich sein?

Du darfst in Deiner Trauer lachen und glücklich sein, denn auch diese beiden Gefühle haben ihren festen Platz in der Trauerverarbeitung. Wenn der Verlust der geliebten Person noch ganz frisch ist, denkst Du vielleicht: «Ob ich jemals wieder lachen und glücklich sein kann?» Ja Du wirst wieder lachen und auch glücklich sein.

Ich selbst habe am Tag der Beerdigung meiner Tochter das erste Mal seit ihrem Tod gelacht. Es tat gut und ich habe mich in dem Moment leicht gefühlt. Auch wusste ich in dem Moment, dass ich wieder lachen werde und glücklich sein kann. Und das Wichtigste, ich darf lachen, wann immer ich möchte und wann immer dieses Gefühl in mir anklopft.

Für Dich heisst das, Du darfst lachen und glücklich sein, egal wie kurz oder lang der Todestag her ist. Lachen, vor allem gemeinsames Lachen, stärkt Deine Verbindungen. Lachen hilft Dir bei der Trauerbewältigung und ist wichtig für Deinen persönlichen Heilungsprozess.

Darf ich meine Gefühle öffentlich zeigen?

Ja Du darfst.

Stell Dir vor, Du beobachtest eine bestimmte Situation, die bei Dir Traurigkeit auslöst und Du möchtest weinen. Lässt Du Deine Tränen laufen oder unterdrückst Du sie?

Stell dir jetzt vor, Du beobachtest eine bestimmte Situation, die bei Dir Freude auslöst und Du möchtest lachen. Lachst Du und zeigst Deine Fröhlichkeit oder unterdrückst Du sie?

Wie beantwortest Du beide Fragen? Die meisten von uns würden bei der Ersten wohl mit «unterdrücken» antworten und bei der Zweiten mit «zeigen». Das ist so, da Trauer in unserer Gesellschaft leider immer noch ein Tabuthema ist, also unterdrücken wir sie (automatisch) in der Öffentlichkeit. Was passiert aber, wenn Du deine Trauer unterdrückst? Kommt sie später viel stärker zurück? So ist es mit allen unseren Emotionen. Unterdrücken wir sie, werden sie stärker, wenn sie wieder kommen.

Daher finde ich es wichtig auch negativ behaftete Gefühle zu zeigen und zuzulassen, egal wo Du gerade bist. Mir ist bewusst, dass das nicht immer einfach ist und es auch Mut erfordert. Versuche Deine Gefühle in kleinen Schritten zu zeigen, sei es zunächst bei Deiner Familie oder auf der Arbeit. Dies wird Dir helfen Deine Trauer zu zeigen und zuzulassen, auch öffentlich.

Ich möchte nicht trauern, also unterdrücke ich meine Trauer einfach. Ist das okay?

Nein, es ist nicht gut, wenn Du Deine Trauer unterdrückst, Dich ablenkst oder in die Arbeit stürzt. Die Trauer bleibt im Unterbewusstsein und wird irgendwann wieder emporkommen. Daher ist es wichtig bewusst zu trauern. Erinnere Dich an die verstorbene Person, rede über sie mit Deiner Familie, Freunden, einer Trauerbegleiterin oder in einer Trauergruppe.

Je nachdem wie lang Du Deine Trauer unterdrückst oder schon unterdrückt hast, kann daraus eine Trauerstörung werden, die eine Beeinträchtigung in den verschiedensten Bereichen Deines Lebens hervorruft. Dies, weil Du Deine Trauer nicht verarbeitet, den Tod deines geliebten Menschen nicht akzeptiert hast und die Trauer nicht in Deinen Alltag integriert werden konnte.
Sollte dies der Fall sein, empfehle ich Dir, Dich an Deine Ärztin oder Deinen Arzt zu wenden.

Ich bin gar nicht so traurig, für mich war die Trauer nicht schlimm

Erkennst Du Dich in diesem Satz wieder? Wenn ja, gehe mit mir auf folgende Gedankenreise und beantworte die Fragen ehrlich.

Ein geliebter Mensch von Dir ist gestorben. Wie hast Du Dich gefühlt, als Du die Nachricht von seinem/ihrem Tod bekommen hast? Warst Du traurig, wütend oder fassungslos? War es für Dich, als würde die Zeit stillstehen?

Was hast Du danach gemacht? Hast du geweint? Hast Du Dich abgelenkt, zum Beispiel mit der Arbeit, mit Erledigungen zu Hause oder anderes? Wurdest Du getröstet, von Deiner Familie und/oder Freunden? Hast Du über Deine Trauer gesprochen oder geschwiegen?

Welche Emotionen und Gefühle merkst Du jetzt in Dir, nachdem Du Dir Gedanken zu den Fragen gemacht hast und sie für Dich beantwortet hast? Wenn Du jetzt merkst, dass Du über Deine Trauer sprechen möchtest, melde Dich bei mir. Gemeinsam können wir Deine Antworten zu den Fragen oben besprechen und herausfinden, ob Du den Tod bereits akzeptiert hast.

Ich könnte den ganzen Tag nur heulen, was stimmt nicht mit mir?

Weinen in der Trauer ist eine normale Reaktion auf den Verlust einer geliebten Person. Gerade am Anfang, also kurz nach dem Tod kommen die Tränen wie von selbst. Sei das bei einem Telefonat, einem Foto von der geliebten Person, einem Gedanken, …

Trauern ist ein Zeichen der Liebe und deshalb tut es so verdammt weh, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Weinen ist (in dem Moment) wie ein Ventil, dass den emotionalen Druck abbaut. Ohne Weinen würden Deine Emotionen Oberhand nehmen, sie würden vielleicht «zu viel» werden und Dich wie ersticken. Weine und lass Deine Gefühle raus, vor allem wenn der Tod gerade erst eingetreten ist.

Wenn ich nach dem Tod meiner Tochter nicht so viel geweint hätte, meine Emotionen hätten mich irgendwann erstickt. So stelle ich es mir zumindest vor. Denn immer, wenn sich eine Emotion und damit ein oder mehrere, vor allem negative Gefühle in mir breit gemacht hatten, hatte ich das Gefühl nicht mehr richtig Luft zu bekommen. Sollte der Tod schon länger her sein, frage Dich, was Dich so traurig macht. Konntest und hast Du schon bewusst getrauert? Das heisst, Du hast Dich erinnert, alle Gefühle und körperlichen Reaktionen zugelassen? Wenn nicht, kann es sein, dass Du den Tod noch nicht vollständig verarbeitet und akzeptiert hast. Gerne kann ich Dir bei Deiner Trauerverarbeitung helfen und Dir eine Stütze sein.

Fazit

Emotionen sind eine wesentliche Komponente unseres Seins. Sie zeigen uns, dass wir leben, lieben und fühlen. Die Trauer um einen geliebten Menschen ist ein tiefgreifender Prozess, der Dich auf verschiedene Weise berühren kann. Es ist wichtig, dass Du Dir auch in der Trauer erlaubst, Freude und Glück zu empfinden. Das Lachen und die Tränen sind beides Teil Deines Heilungsprozesses. Trauer ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Ausdruck von Stärke und Liebe. Erlaube Dir selbst, Deine Gefühle zu zeigen, egal ob in der Öffentlichkeit oder in Deiner Familie. Nur so kannst Du die Trauerwellen meistern, den Verlust verarbeiten und den Tod Deines geliebten Menschen akzeptieren.

Gemeinsam durch die Wellen Deiner Emotionen – ich bin für Dich da!

Wenn Du Dich in diesen Worten wiederfindest und das Gefühl hast, dass Du Unterstützung auf deinem Weg benötigst, zögere nicht! Du musst diesen Weg nicht alleine gehen.
Melde Dich bei mir, wenn über Deine Trauer sprechen und die Wellen Deiner Emotionen erkunden möchtest. Gemeinsam können wir einen Raum schaffen, in dem Du Dich sicher fühlen kannst, um all Deine Gefühle auszudrücken. Du verdienst es, gehört und verstanden zu werden!